Die ersten Ankäufe
Die ersten Kleinzeitschriften, die in die Graphik-Sammlung der Sächsischen
Landesbibliothek kamen, waren Hefte der USW, einer originalgraphischen Zeitschrift, die autonome
Kunstaktivitäten in Dresden, u.a. auch die legendäre Intermedia Veranstaltung 1985 in Coswig,
dokumentierte. Der Herausgeber Micha Brendel hatte sie selbst 1986 der Bibliothek angeboten. Es
folgte die USF von Thomas Haufe.
Die seit 1982 mit Beteiligung sächsischer Künstler in Berlin
entstandene, bereits erwähnte Zeitschrift ENTWERTER/ODER wurde seit 1987 vom Herausgeber Uwe Warnke
der Sächsischen Landesbibliothek regelmäßig verkauft. Im gleichen Jahr bot Bretschneider, von der
Galerie Weise in Karl Marx Stadt der Bibliothek die Zeitschrift DER HASE an, Uwe Kolbe MIKADO,
Wiebke Müller aus Leipzig den besonders gesellschaftskritischen ANSCHLAG, Peter Ludewig aus Berlin
den SCHADEN, in dem die prominentesten Vertreter der Szene zusammenarbeiteten (Hrsg.: Sascha
Anderson, Peter Böthig, Heike Drews, Egmont Hesse, Johannes Jansen, Frank Lanzendörfer, Leonhard
Lorek, Axel Rannefeld, Christoph Tannert).
1987 kam durch Uwe Hübner die ebenfalls sehr
gesellschaftskritische Zeitschrift ZWEITE PERSON aus Leipzig hinzu. Fast alle Reihen konnten nach
der Wende weiter ergänzt werden. Besonders erfreulich waren die fast vollständige Erwerbung der UND
von dem Herausgeber Lothar Fiedler, der 1985 aus der DDR ausgewiesen worden war, sowie die Erwerbung
des REIZWOLF von dem Künstler Claus Bach.
Abgesehen von Schedlinski, der seine ARIADNEFABRIK im
Einverständnis mit der Staatssicherheit herausgab, gehörte einiger Mut dazu, diese ambivalenten
Hefte einer staatlichen Einrichtung zum Kauf anzubieten. Offenbar sprach es sich aber schnell herum,
dass der Verkauf an die Bibliothek keine negativen Folgen für die Beteiligten hatte und so wurden
die Angebote immer vielfältiger.