Die Umwelt-, Friedens- und Menschenrechtsbewegungen

Mit Ende der 70’er Jahre und besonders stark in den 80’er Jahren, ändert sich die Situation der eher schwach vernetzten oppositionellen Gruppen. Die Zahl der oppositionellen Akteure nimmt zu. Es kommt zu einer dynamischen Entwicklung, zu politisch bildenden Effekten, die Schritt für Schritt die Form eines gut aufgebauten Netzwerks annehmen. Neben der Samisdat-Herausgabe bilden sich im damaligen Verlauf der Ereignisse Umwelt-, Friedens- und Menschenrechtsbewegungen heraus.

Zu den Beweggründen für die Entstehung dieser Gruppen gehörten:

- Die Sensibilisierung der DDR-Bürger für den Umweltschutz. Die Folgen der DDR-Energiepolitik, die in bestimmten Regionen eine massive Umweltzerstörung verursachte, sowie die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl (1986) führten zur Bildung der Umweltgruppen.

- Durch die Einführung des Wehrkundeunterrichts bildete sich Widerstand gegen die fortschreitende Militarisierung der Gesellschaft. Die Nachrüstungsdebatte und der NATO–Doppelbeschluss intensivierten diesen Widerstand, der die Basis der Friedensgruppen schuf.

- Die Menschenrechtsbewegungen basierten auf der Verletzung grundlegender Menschenrechte, die u. a. zu einer steigenden Zahl von Ausreiseantragssteller führte.
 
 
aus: Umweltblätter 12/88
 
 

Die Umweltbibliotheken in der DDR

Umweltbibliotheken haben eine besondere Rolle gespielt, weil sie in Verbindung mit der oppositionellen Bewegung entstanden sind und zu betrachten sind. Sie waren Versammlungs- und Kommunikationsorte für diejenigen, die während der kommunistischen Diktatur in Umwelt-, Friedens- und Menschenrechtsgruppen gearbeitet haben. Die Gründung der Umweltbibliotheken geht auf Mitte der achtziger Jahre zurück. Die Evangelische Kirche hat unter ihrem Dach die Umweltbibliotheken und somit die Auseinandersetzungen der Oppositionsgruppen in verschiedenen Orten in der DDR beherbergt. Jedoch war alles unter der permanenten Observation der Staatssicherheit.

Außer der Kritik gegenüber dem damaligen Regime, hat die Umweltlage in der DDR ein wichtiges Thema konstituiert, so dass die Umwelt- und Friedenskreise die ersten Publikationen und Ökoseminare organisiert haben. Nur über die Umweltbibliotheken waren solche Informationen einem größeren Publikum zugänglich. Die Literatur, die dort zu finden war, war meistens verboten und zum Teil von Westdeutschland geschmuggelt, mindestens aber schwer zugänglich. Die Zensur wurde de facto in den Räumlichkeiten der Umweltbibliotheken ignoriert.

Im Jahre 1986 ist über einen mutigen Pfarrer, Pfarrer Simon, der diese Initiative in zwei Räumen der Berliner Zionskirche zugelassen hat, die erste Umweltbibliothek eingeweiht worden. Der Bestand der Bibliothek beinhaltete zunächst nur ein paar Dutzend Bücher.
Wenn man über die Umweltbibliotheken spricht, muss man berücksichtigen, dass das Konzept „Umwelt“ eine breite Palette von Themen umfasst, von Umweltthemen bis zu menschenrechtlichen Fragestellungen und anderen wichtigen gesellschaftlichen Problemen. Die Umweltbibliotheken haben Diskussionen, Musikveranstaltungen, Ausstellungen der „unterdrückten“ Künstler organisiert und oppositionelle Blätter gedruckt.
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Beispiel:

Die Initiative Frieden und Menschenrechte wurde im Jahre 1986 von Wolfgang Templin, Ralf Hirsch und Peter Grimm in Berlin gegründet.
Sie war eine von der Kirche unabhängige Gruppe und zugleich eine der wichtig- sten Oppositionsgruppen in der DDR. Als Vorbild galt ihr die Charta´77 in der ČSSR.

Die IFM lässt sich durch folgende Hauptmerkmale charakterisieren:

Ausgangspunkt: Das Wettrüsten der beiden Machtblöcke (Ost und West), das zum Friedens-engagement geführt hat.

1986: Herausgabe des Samsidat Grenzfall, das mit einer Auflage von 1000 Exemplaren, vollkommen illegal hergestellt wurde.

1988: Verhaftung der Mitglieder durch die Staatssicherheit, danach Abschiebung in den Westen - Grenzfall erscheint nicht

März 1989: Veröffentlichung des Aufrufs zur Gründung eines landesweiten Bürgerbe-wegung

Nach der Friedlichen Revolution: Zusammenschluss der IFM mit anderen Bürgerbewe-gungen und Oppositions-gruppen unter dem Namen Bündnis´90.