Auf daß Solidarität und Kirche sich küssen lernen
Was tust du, wenn du in der Ausbildung stehst und merkst, die drängenden Probleme unserer Zukunft, unseres Lebens und Arbeitens in Kirche und Gesellschaft werden nicht diskutiert? Wenn du merkst, hinter ihrem autoritären Umgang mit dir stehen nichteinmal zukunftsfähige Konzepte? Was tust du, wenn du ausgebildet bist und sie dich zurücksetzen, weil du vielleicht eine alleinstehende Frau bist - gar mit Kind? Oder sie dich ausgrenzen, weil du mit deinem Lebensstil nicht in ihr überholtes Bild vom Zusammenleben paßt? Und wenn du dann arbeitest und bleibst isoliert, wenn deine Kritik an Strukturen und Verfahrensweisen ausschließlich als Seelsorgeproblem behandelt wird, du dein Recht nicht bekommst, deine Entwürfe nicht gefragt sind, was dann? Was tust du, wenn du trotz all dem hierbleiben willst, weil du dich verantwortlich weißt und auch Energie und Willen hast zu helfen beim längst überfälligen Wandel?
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(In: Solidarische Kirche, April 1988)