Bleiben zum Gehn
.---------------- für Richard.
Wo ist dieser Ort. Über den Morgen hinaus ist der Tag mir so wenig wie nie.
Wo red ich, mit wem, außer mit meinem, mit deinem, dem pechschwarzen Mund.
Ich trag dieses Jahr noch zuende, den Ast und das Blatt.
Und ich frag: wie alt ist dieser Baum, dieser Herbst halb im Leben.
Ich trag noch das Wasser im Blick, noch das Bleiben zum Gehn.
Hier stehen wir, Liebster, am nächsten, am weitesten Baum und im Herbst. Und wir wissen ich hab noch ein Wort, noch ein kleines, ein zerrendes Sagen in mir. Ich hab noch zu, reden fürs Wasser im Blick.
Damit ich den Blick noch heben kann, hab ich zu sagen, wer uns die Lippen so schwer, wer uns das Wort so klein macht und wenig wie nie.
Damit ich die Lippen noch tragen kann, hab ich zu zeigen den meinen, den deinen, den pechschwarzen Mund. Den Maulwurf mit bleichen Schaufeln.
(In: Ostkreuz., Januar 1989)