Niederlage
Erst in der Niederlage lernen wir wahrhaft zu leben.
Freundschaft vertieft sich,
hebt wachsam den Kopf.
Selbst die Dinge werden wieder rein.
In der Luft tanzende Mauersegler
sind heimisch geworden im Abgrund.
Das Laub der Pappeln zittert.
Bewegungslos ist nur der Wind.
Die dunklen Gestalten der Feinde werden sichtbar
vor dem hellen Grund unserer Hoffnung. Der Mut
wächst. Sie, sagen wir von ihnen, wir, von uns,
du, von mir. Der bittere Tee schmeckt
wie eine Verheißung der Bibel. Mögen wir
nur nicht überrascht werden vom Sie.
(In: Oder. Literarische Text., Heft 4, 1987)