Zum Umgang mit dem vorliegenden Arbeitsmaterial

Die in Verbindung mit einer wissenschaftlichen Datenbank erstellten Arbeitsmaterialien zum Thema DDR-Samisdat folgen dem Anliegen, nicht nur dem bereits interessierten einzelnen Lerner Orientierung und Hilfestellung anzubieten. Vielmehr sollen Multiplikatoren im Bildungsbereich – insbesondere Lehrerinnen und Lehrer – ermuntert werden, gemeinsam mit ihren Lerngruppen sich das Thema DDR-Samisdat zu erschließen. Gelingt dies, so dürfte sich einmal mehr erweisen, dass ein der aktuellen (jugendlichen) Lebenswelt zunächst entrückt erscheinendes Thema bei vertiefter Beschäftigung plötzlich an Aktualität und persönlicher Brisanz gewinnt. Um die Beschäftigung mit dem Thema erfolgreich zu gestalten, empfehlen wir deshalb – trotz Neuheit und Komplexität der Hintergründe und Zusammenhänge – eine Herangehensweise, welche den Jugendlichen ein selbstständiges Arbeiten ermöglicht. Denn gerade über einen freizügigen Umgang mit den Funktionalitäten einer wissenschaftlichen Datenbank - und hier besonders das Erproben von Such- und Rezeptionsfunktionen – dürfte das nötige Interesse an der Sache geweckt werden können. So kann sich im Zusammenspiel von wiederholtem Ausprobieren, Entdecken und dem spontanen Austausch über soeben Entdecktes ein für jeden Lernprozess unverzichtbarer, selbst bestimmter Handlungszusammenhang entspinnen. Diesen gilt es aufzunehmen und durch die jeweilige Lehrperson im Sinne der jeweiligen Zielsetzungen pädagogisch zu gestalten.
 

Einsatz eines arbeitsteilig strukturierten Gruppenverfahrens

Unverzichtbar für die pädagogische Gestaltung handlungsorientierter Lernszenarien ist ein strukturiertes und in der Lerngruppe verabredetes Vorgehen. Es sollte allen Beteiligten – Schülern wie Lehrern, Jugendlichen wie Erwachsenen – ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbststeuerung zugestehen. Ein hierfür überaus geeignetes und flexibles Verfahren dürfte unter der Bezeichnung „Gruppenpuzzle“, „Gruppenrallye“ bzw. „Expertenlernen“ hinlänglich bekannt sein. Die folgenden Ausführungen verstehen sich deshalb lediglich als Anregung und stellen keine geschlossene Methodenvorstellung dar. Sie sollten allerdings geeignet sein, für ein „verteiltes Arbeiten“ mit Lerngruppen auch grundsätzlich zu ermuntern und mögen den am Thema interessierten Lehrpersonen vor allem auch als praktisch-organisatorische Unterstützung ihrer Bildungsarbeit dienen. Die Initiatoren der Website haben sich für einen modularen Aufbau dieser Arbeitsmaterialien entschieden: Einstieg, Umfang, Reihenfolge, zeitliche und räumliche Strukturierung sowie die Wahl der Sozialformen sind variabel kombinierbar. Die 5 „Module“ enthalten neben Sachinformationen und Erläuterungen jeweils Aufgabenvorschläge, Hinweise zur selbstständigen Arbeit sowie eine Auswahl interner und externer Links für eine weitere vertiefte Beschäftigung.

Arbeitsmethode und Schrittfolge

Expertenlernen verbindet verschiedene Sozialformen des Lernens miteinander: Phasen von Gruppenarbeit – ob in „Stamm-„ oder „Expertengruppe“ – sind ebenso enthalten wie Abschnitte zentrierten Vorgehens im Plenum oder als Stillarbeit. Jeder Schüler ist in wechselnden „Rollen“ unterwegs: einerseits als Teammitarbeiter und „Lerner“, andererseits wird jeder Beteiligte auch als Akteur, als „Lehrperson“ gefordert sein. Denn das von ihm erworbene Expertenwissen über einen Themen-Teilbereich wird er – so sein Teamauftrag - an seine Stammgruppenmitglieder weiterzugeben haben.
 
In der Einführungsphase gibt die Lehrperson einen Überblick zur Gesamtthematik. Danach werden die Schülerinnen und Schüler in Gruppen (4-6 Lernende) eingeteilt. Jedes Gruppenmitglied übernimmt für ein Teilgebiet des Stoffes die Verantwortung.
 
Das eigentliche arbeitsteilige Lernen findet in der nächsten Erarbeitungsphase statt:
 
Dazu treffen sich die Lernenden aus den Gruppen, die dasselbe Teilgebiet (hier eines der 5 „Module“) gewählt haben, in so genannten Expertengruppen. Sie bearbeiten den Stoff gemeinsam und bereiten sich auf eine spätere Präsentation vor.
 
 
In der Vermittlungsphase gehen die Experten in ihre Stammgruppen zurück und geben ihr neu erworbenes Wissen weiter. Im Austausch dafür erhalten sie jenes Wissen, das ihre Kolleginnen in ihren Expertengruppen erarbeitet haben. In dieser Phase werden die einzelnen Wissensteile zu einem Ganzen zusammengesetzt.
 
 
In der abschließenden Phase der Evaluation und Integration bearbeiten die Lernenden individuell, in Kleingruppen oder in der gesamten Klasse Aufgaben, bei denen alle Wissensteile integriert werden müssen.
 
 

Zeitrahmen


Das Gruppenpuzzle kann als „Großmethode“ bezeichnet werden. Die beschriebene Abfolge wird – je nach dem Grad von Vorerfahrung der Beteiligten sowie nach Stoffpensum des gewählten Themas – auch über einen längeren Zeitraum den Arbeitsrahmen der Lerngruppe sichern können. Weniger als 90 Minuten sollten allerdings für einen „Komplettdurchlauf“ nicht angesetzt werden.
 

Arbeitsräume


Allerdings ist eine erhebliche Flexibilität im Raum erforderlich – auch auf Fluren, in Nischen und Nebenräumen kann gearbeitet werden, meist stellen sich jedoch Schülerinnen und Schüler recht schnell auf die erforderliche „Flüstersprache“ ein. In jedem Fall ist ein mehrmaliges Wechseln der Gruppenzusammensetzungen nötig. PC-Arbeit ist nur für die Erarbeitungsphasen, vornehmlich in Einzelarbeit, sinnvoll. Insbesondere für die Gesprächsphasen sollten alle Möglichkeiten direkter – d.h. technikfreier – Kommunikation genutzt werden.
 

Passwortgeschützte online-Unterstützung - Ablage gruppeneigener Arbeitsergebnisse und Internet-Präsentation

Teilergebnisse, Ergebnispräsentationen oder Handouts: Eine online-Ablage und barrierefreie, aber gesicherte Verfügbarkeit ist zunehmend Voraussetzung für ein kooperatives Vorgehen unter Einbezug aller Beteiligten. Hinzu kommt: Auf die Beiträge eines jeden Gruppenmitgliedes muss ein Stammgruppen-Team bauen können – und auf den kooperativ vorangetriebenen Arbeitsprozess. Unterstützung hierbei kann eine Themen- und gruppenspezifische Internetplattform mit der Möglichkeit der gesicherten (internen) bzw. der öffentlichen Ablage von Arbeitsergebnissen geben.
Die benötigten Arbeitsblätter für die Arbeit der Experten werden dort ebenso zum Download zur Verfügung stehen wie weitere thematisch strukturierte Materialien für die vertiefte Arbeit.
 
Das online-Portfolio von BILDUNGSPROJEKTE didaktibus bietet ab März 2011 diese Möglichkeiten unter www.ddr-samisdat.didaktibus.de Arbeitsergebnisse können – je nach Vereinbarung – auch über das Ende eines Themenprojektes hinaus für die weitere Arbeit oder für deren öffentliche Präsentation bereitgestellt werden.
 
Nehmen Sie hierfür und für den Erwerb eines individuellen Login Kontakt mit Bildungsprojekte didaktibus auf.




 
Horst Bienek: „Auskunft über Samisdat“
Erstmals 1972 erschienen, informiert der Text von Horst Bienek nicht nur über die Herkunft der Bezeichnung. Er gewährt darüber hinaus Einblicke in die geschichtlichen Hintergründe, von Organisation und Tradition des Samisdat in Rußland, in dessen Entwicklung seit der „Oktoberrevolution“ sowie in die Entstehung eines „Neuen Samisdat“ in der Sowjetunion seit 1966.

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